Der Nikolaustag, wie wir ihn heute kennen, hat seine Wurzeln in einer tief verwurzelten Tradition, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Der 6. Dezember wurde als Gedenktag des heiligen Nikolaus von Myra festgelegt, weil er an diesem Tag im Jahr 343 nach Christus gestorben sein soll. Bereits im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, sein Leben und Wirken durch Festakte und mildtätige Gesten zu ehren. Besonders in der christlichen Kirche wurde Nikolaus als Vorbild der Barmherzigkeit gefeiert, und aus diesen Ritualen entstanden die Traditionen, die wir heute mit seinem Namen verbinden.
Doch wer war dieser Mann, dessen Andenken bis in die heutige Zeit reicht? Nikolaus von Myra, ein Bischof aus der heutigen Türkei, lebte im 4. Jahrhundert und wurde schon zu Lebzeiten für seine außergewöhnliche Großzügigkeit und seinen tiefen Glauben verehrt. Eine der bekanntesten Geschichten erzählt, wie er einer armen Familie heimlich Gold schenkte, um die Töchter vor einem Leben in der Sklaverei zu bewahren. Aber Nikolaus war nicht nur ein Wohltäter, sondern auch ein mutiger Kämpfer für Gerechtigkeit. Er soll unschuldig Verurteilte vor dem Tod gerettet und immer wieder den Armen und Ausgegrenzten geholfen haben, ohne nach ihrem Stand oder ihrer Herkunft zu fragen.
Ein Beispiel dafür, wie lebendig diese Tradition bleibt, zeigt sich in der Kommunität in Wittem, wo der Nikolaustag als „Sinterklaas“ am Vorabend, dem 5. Dezember, gefeiert wird. Hier kommen die Mitglieder der Gemeinschaft zusammen, um mit einem Spiel, kleinen Geschenken und Glühwein an den Geist des heiligen Nikolaus zu erinnern. Diese Feier verbindet die Freude am Schenken mit Gemeinschaft und der Besinnung auf die Werte, die Nikolaus vorlebte.
Über die Jahrhunderte hinweg wurden aus diesen Erzählungen zahlreiche Bräuche entwickelt, die Nikolaus auf unterschiedliche Weise ehren. In vielen Regionen bringt der Nikolaus Kindern kleine Geschenke oder Süßigkeiten, oft begleitet von ermutigenden oder ermahnenden Worten. In anderen Gegenden steht der Tag im Zeichen der Nächstenliebe, etwa durch Spendenaktionen oder das Verteilen von Hilfsgütern an Bedürftige. In kirchlichen Kreisen wird Nikolaus oft mit besonderen Gottesdiensten und Andachten gefeiert, die seine Botschaft von Mitgefühl und Gerechtigkeit betonen.
Am Ende steht immer die Frage, was dieser Tag für uns bedeuten kann. Die Geschichten um Nikolaus sind keine Relikte aus der Vergangenheit, sondern eine Einladung, heute das Licht der Nächstenliebe weiterzugeben.
„Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ (1. Johannes 3,18)