Wie durch die Corona Pandemie auch Türen geöffnet werden

Ein deutscher Volunteer kommt an den Clemenspoort in Gent

Auch ich ging besorgt über den Verlauf meines anstehenden freiwilligen sozialen Jahres in das Vorbereitungsseminar im August 2020. Einen Monat später sollte ich nämlich schon nach Asuncion, Paraguay, fliegen. Jedoch war dies aufgrund der Pandemiesituation so gut wie ausgeschlossen und mir blieb nichts Anderes übrig, als mich bis zu meiner etwaigen Ausreise anderweitig freiwillig zu engagieren. Dies tat ich zunächst am CoJoBo, jedoch hatte ich stets die Hoffnung, während dieser „Vorbereitungszeit“ außerhalb meiner Heimat und des bekannten Umfeldes tätig werden zu können. Und tatsächlich konnte nach einigen Nachfragen der Kontakt zum Clemenspoort in Gent, Belgien hergestellt werden, wohin ich letzten Endes Anfang aufbrach.

Der Clemenspoort, ein Projekt der Redemptoristen in Gent, ist ein Ort der Begegnung und Inspiration, an dem Menschen sich miteinander verbinden und zusammen nach neuen Wegen suchen können, dem Glauben Form zu geben, ihn zu entdecken und zu festigen. Dort kümmert sich ein Netzwerk von Freiwilligen mit einer kleinen Gruppe von Angestellten um eine Vielzahl von Aktivitäten rund um den Grundsatz „Feiern, Verbinden, Erneuern“. In naher Verbindung zum Clemenspoort steht das Clemenshaus, eine redemptoristische Wohngemeinschaft, in der ich auch unterkommen sollte. Dort habe ich eigene Wohnung, jedoch komme ich zu den Mahlzeiten mit den beiden Redemporisten, Pater Ives De Mey und Pater Andreas Krahnen, in unserem Gemeinschaftsraum zusammen, wo wir eine große Küche haben.

Zwar hatte ich schon bevor es los ging Kontakt zu den Leitern des Clemespoort aufgenommen, jedoch wusste ich nicht genau, was mich dort erwarten würde. Am ersten Abend konnte direkt ich bei einer Versammlung des Clemenshauses teilnehmen. Dort wurde ich, nachdem ich mich allen vorgestellt hatte, herzlich empfangen. In den folgenden Tagen wurde mir Stück für Stück die (durch Corona eingeschränkte) Arbeit am Clemenspoort gezeigt und ich hatte schnell die Gelegenheit, bei einem Projekt mitzuhelfen. Zu meinem Glück war in den ersten Wochen die Kommunikation auf Englisch kein Problem, da alle ausgesprochen verständnisvoll und geduldig mit mir waren. Zugegebenermaßen habe ich anfangs das Erlernen der niederländischen Sprache ein wenig auf die leichte Schulter genommen. Einerseits hilft die Ähnlichkeit zum Deutschen enorm beim Zuhören und Verstehen, doch zum Sprechen musste ich, wie bei jeder anderen Sprache auch, dann doch die Grammatik und Vokabeln einfach lernen. Inzwischen klappt das sprechen immer besser, da ich auch beim Erlernen der Sprache fortwährend Unterstützung erhalte.

Mittlerweile habe ich mich wirklich gut in Gent eingelebt und wurde sehr schnell in das Clemenspoort Team und die Arbeit integriert. Hauptsächlich unterstütze ich die Social Media Repräsentation auf den Plattformen Youtube, Facebook und Instagram. Über die „Clemenspoort Productions“ gestalte ich Inhalte wie Einladungen und Promotionen für Aktionen oder Veranstaltungen in Form von Karten, Fotos, Einspieler-Videos oder auch kurzen Filmen. Bei Veranstaltungen helfe ich mit der Technik oder filme bei den Live-Streams, die momentan durch die Kontaktbeschränkungen mehr denn je stattfinden. Des Weiteren helfe ich als Volunteer sowohl bei der Organisation als auch bei der Umsetzung bestimmter Veranstaltungen und Projekte mit und kann so zur kreativen Gestaltung der beitragen. Diese Art von innovativer und gemeinschaftlicher Kirchenarbeit war für mich vollkommen neu und umso spannender war es, das Konzept am Clemenspoort kennenzulernen und ein Teil davon zu werden. Mich fasziniert vor allem der Ansatz, dass so viele Freiwillige und Assoziierte der Redemptoristen aktiv in die gemeinsame Arbeit in vielerlei Hinsichten miteinbezogen werden. Zudem gibt es neben den Gottesdiensten auch verschiedene Angebote in Form von Aktivitäten, Vorträgen, Konzerten oder auch Kursen, in denen man sich über Fragen und Themen des Glaubens austauschen kann. Ich habe das Gefühl, dass diese schlichtweg gemeinschaftliche und offene Herangehensweise die Menschen viel näher, auch im Namen des Glaubens, zusammenbringt. Daher fühle ich mich hier sehr wohl und willkommen und die Arbeit macht trotz der Einschränkungen durch Corona enorm viel Spaß.

Als ich Ende November die Nachricht erhielt, dass eine Ausreise nach Paraguay, weder meiner Erwartungen, doch bald möglich sein könnte, fasste ich einen Beschluss. Ich fragte nach, ob ich mein gesamtes FSJ am Clemenspoort in Gent verbringen und meine eigentliche Stelle in Paraguay ein anderer Volunteer, dessen Stelle durch Corona gänzlich abgesagt wurde, antreten könne. Glücklicherweise erhielt ich von allen Seiten Zuspruch und Unterstützung. Da auch der IJFD dies genehmigte, wurde so aus einem spontanen, sog. vorbereitenden Praktikum meine langfristige FSJ Stelle, an die eventuell auch in den nächsten Jahren noch zukünftige RVM Volunteers kommen können. Ich bin sehr glücklich damit und für die Zukunft bleibt nur zu hoffen, dass die Corona Situation wieder ein bisschen mehr „Normalität“ zulässt und ich bei den verschiedenen Veranstaltungen und Aktivitäten hier am Clemenspoort dann wieder mehr persönliche, statt digitale Begegnungen erfahren kann.

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